Ob für Pasta, Knödel, Brot oder Gemüse – diese „gut drauf“-Rezepte zeigen, wie wenig es braucht, um beim Essen groß aufzutrumpfen. Von Andrea Reimann
Manchmal braucht man im Leben einfach etwas, das alles ein bisschen besser macht – und genau dafür sind sie da. Kleine Würzwunder, die ein einfaches Gericht mit ein paar Löffeln auf ein ganz neues Level heben.
Dazu braucht es kein stundenlanges Köcheln, kein 5-Gänge-Menü und schon gar keinen Stress. Manchmal ist es nur ein Gupf von etwas G’schmackigem obendrauf – und schon wird aus einem Topf Nudeln ein echtes Highlight. Kein schwerer Bratensaft, keine typische Oberssauce, sondern Aromen-Zauberer wie Pesto, Baba Ganoush, Olivenmarmelade oder andere freche Mischungen zeigen, wie unkompliziert Kochen sein kann.
Und genau darum geht es: um Rezepte, die Laune machen und sich selber nicht zu wichtig nehmen – aber viel können. Eben „gut drauf“.
Für alle Fälle
GESÜNDER Leben hat vier Rezepte zusammengestellt, die sich im Alltag schnell und flexibel einsetzen lassen und so simple Pasta mit einem aromatischen Topping plötzlich zu einem besonderen Festessen verwandeln. Ofengemüse vom Vortag wird mit einem frischen Dip zur neuen Lieblingsspeise. Knuspriges Bauernbrot bekommt durch ein bisschen Würzspaß aus dem Glas eine ganz besondere Note. Und sogar die klassische Jause wird so zur geschmacklichen Entdeckungstour.
Pesto mit Pfiff
Nehmen wir etwa das Pesto. Natürlich, jeder kennt es, fast jeder hat es schon einmal selbst gemacht oder gekauft. Aber wir haben eine ganz besondere Kreation zusammengestellt, die das gewisse Etwas ins Glas bringt. Denn hier trifft das frische Grün des Basilikums auf den scharfen Biss von Ingwer, die Frische von Limette und – für alle, die es wagen – ein dezenter Schuss Gin.
Statt der klassischen Pinienkerne kommen angeröstete Mandeln zum Einsatz. Das Ergebnis ist ein Pesto, das gleichzeitig vertraut und überraschend ist. In nicht einmal zehn Minuten steht es am Tisch – bereit, auf Nudeln verteilt oder auf geröstetem Brot genossen zu werden (s. „Basilikumpesto mit Ingwer und Limette“). Und wer nicht genug von Pesto bekommen kann, findet auf Seite 50 noch 2 Extra-Rezepte, die sogar ganz ohne Basilikum auskommen (Kasten „Pesto der Alleskönner“).
Orient trifft Alltag
Wer es gerne würzig, aber dennoch leicht mag, findet in Baba Ganoush eine wunderbare Alternative zur herkömmlichen Sauce. Der beliebte Mezze-Dip aus gerösteten Auberginen stammt ursprünglich aus dem Nahen Osten, ist aber mittlerweile auch in Österreich ein sehr beliebtes, kaltes Vorspeisen-Gericht – perfekt für Brot, Gemüse, Ofenkartoffeln oder Falafel. Aber Baba Ganoush passt genauso als Burger-Topping oder sogar als Pasta-Sauce.
Die orientalische Auberginencreme wird im Rezept „Baba Ganoush Rosso mit grünem Parmesan“ etwas abgewandelt: Geröstete Melanzani, Paradeiser, Tahin (Sesampaste), frischer Zitronensaft und eine Prise Kreuzkümmel werden gemeinsam püriert, was eine weiche, fast seidige Sauce mit einer leichten Rauchnote ergibt. Als Clou kommt obenauf ein Basilikum-Parmesan-Topping – nicht nur optisch ein Highligth, sondern auch geschmacklich ein Treffer. Alles in allem ein Gericht, das nach sehr viel ausschaut, aber in weniger als einer halben Stunde fertig ist (s. „Baba Ganoush mit grünem Parmesan“).
Süß trifft salzig
Wer beim Kochen gerne neue Wege beschreitet, entdeckt oft Geschmackserlebnisse, die überraschen, begeistern – und im Gedächtnis bleiben. Besonders spannend wird es, wenn herzhafte Zutaten auf süße Akzente treffen und so völlig neue Kombinationen entstehen. Für alle, die solche außergewöhnliche Kombinationen lieben, ist die „Olivenmarmelade mit Rosmarin“ ein echter Geheimtipp.
Die Zubereitung klingt aufwendig, ist aber überraschend einfach. Als besonderes i-Tüpferl kommt frischer Rosmarin hinzu, der dem Ganzen eine herbe Tiefe gibt. Das Ergebnis ist eine herzhafte Marmelade, die besonders gut zu Meeresfrüchten passt – etwa zu gebratenen Garnelen mit einem Hauch Chili. Aber die Kombination aus süß, salzig und pikant funktioniert genauso auf einem Teller Pasta, aber macht sich auch gut als Begleiter zu Fisch oder Käse, ebenso hinterlässt es als Vorspeise etwa auf geröstetem Baguette einen bleibenden Eindruck.
Richtig herzhaft
Wer es doch etwas herzhafter mag, muss nicht zu Bratensauce oder Rahm greifen. Ein Ragù di Salsiccia – also eine Sauce aus frischem, grobem Würstelbrät – bringt den Geschmack der italienischen Küche direkt auf den Teller. Was normalerweise nach Stunden des Schmorens schmeckt, gelingt hier in unter 30 Minuten – ideal für alle, die gerne gut essen, aber nicht stundenlang in der Küche stehen wollen. Und es passt perfekt zu Pasta, Polenta oder sogar auf einem herzhaften Brot.
Vielseitig und alltagstauglich
Ob vegetarisch, mit Fisch oder mit Fleisch – das Prinzip bleibt dasselbe: ein einfaches Grundgericht, das durch ein besonderes Topping aufgewertet wird. Dabei spielt es keine Rolle, ob es um ein Abendessen unter der Woche, eine Jause, ein Sonntagsbrunch oder ein spontanes Essen mit Gästen geht. Die Rezepte lassen sich anpassen, erweitern oder auch ganz schlicht halten.
Was zählt, ist die Lust am Ausprobieren. Denn gute Küche beginnt nicht bei komplizierten Techniken oder exotischen Zutaten. Das zeigen diese kleinen Rezeptideen, die „gut drauf“ sind – im wahrsten Sinne. Und sie beweisen: Kleine Extras können eine sehr große Wirkung haben.
Pesto - der Alleskönner
Ein Löffel davon reicht oft schon, um ein ganzes Gericht zu verwandeln. Pesto ist schnell gemacht, hält sich gut im Kühlschrank und passt nicht nur zu Pasta, sondern auch zu Brot, Ofengemüse oder Salat. Aber wussten Sie, dass... …klassisches Pesto niemals gekocht wird? Erhitzt man es, büßt Basilikum sein Aroma ein. …der Name „Pesto“ eigentlich gar nichts mit Basilikum zu tun hat?
Er stammt vom ligurischen pestâ – also „zerstoßen“ – und beschreibt die Zubereitung, nicht das Rezept. …im ursprünglichen Pesto oft gar keine Pinienkerne waren? Die waren zu teuer – also griff man zu Walnüssen, Mandeln oder sogar Brotbröseln. …es in Genua einmal üblich war, Pesto in einem Krug per Seil aus dem Fenster zu reichen? Und wussten Sie, dass… … Pesto nicht immer mit Basilikum sein muss
Hier zwei Rezepte, die ganz ohne Basilikum auskommen:
Rotes Pesto mit Paprika & Mandeln
1 gegrillte rote Paprika (Glas oder selbst gemacht) • 2 EL Paradeismark • 30 g Mandeln • 1 Knoblauchzehe • 40 ml Olivenöl • 30 g Parmesan • Salz & Pfeffer
• Alles grob pürieren, abschmecken – fertig!
Veganes Pesto mit Petersilie & Walnüssen
1 Bund glatte Petersilie • 40 g Walnüsse • 1 EL Hefeflocken • ½ Knoblauchzehe • Saft ½ Zitrone • 50 ml Rapsöl • Salz
• Pürieren, abschmecken – hält im Glas gut 5 Tage.