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GESUNDHEIT & VITALITÄT

In sanften Händen

Osteopathie sowie Craniosacrale Therapie sind für Babys gut geeignet. Oft sind es nur zarte und kurze Berührungen an der richtigen Stelle, die jedoch eine hohe Wirksamkeit versprechen – ganz ohne Schmerzen und Nebenwirkungen. Von Sonja Jakubowics

Viel Feingefühl beweist Osteopathin Carina Ossberger bei der Behandlung von Säuglingen. Der kleine Leo ist 10 Wochen alt und leidet unter starken Bauchkrämpfen. Leo weint viel, schläft kaum und hält seinen Kopf auffällig häufig nach rechts gedreht. Daraufhin entscheidet seine Mutter, ihren Sohn osteopathisch behandeln zu lassen. Die Gründe, weshalb man mit seinem Nachwuchs einen Osteopathen aufsucht, können vielfältig sein: Schiefhals, intensives Schreien oder Haltungsschäden. 

Doch was genau ist Osteopathie? Und wie unterscheidet sie sich zur Craniosacralen Therapie? 
Osteopathie ist eine ganzheitliche Heilmethode, die an der Ursache der Krankheit ansetzt, anstatt ausschließlich die Reduzierung der Symptome im Blick zu haben. Das bedeutet, sie nimmt den menschlichen Körper als ganze Einheit wahr und behandelt nicht nur einzelne Beschwerden. Zur Ermittlung des wahren Grundes der Beschwerde untersucht der Therapeut daher immer den ganzen Körper, da die Ursache des Schmerzes weit entfernt von der Stelle liegen kann, an dem das Problem dann sichtbar wird. 

Die Osteopathen behandeln den ganzen Körper, einschließlich aller Organe sowie Gelenke, Muskeln, Sehnen, Bänder und Faszien – während sich die reine craniosacrale Arbeit hauptsächlich auf Kopf, Hals und Wirbelsäule konzentriert. 

Carina Ossberger, Osteopathin aus Wien, ist unter anderem auf Säuglinge spezialisiert und beginnt mit einer ausführlichen Anamnese, in der gezielt und strukturiert Fragen gestellt werden – betreffend des Babys als auch der Mutter. Dabei möchte Sie wissen, wie die Schwangerschaft und Geburt verliefen, ob das Kind gestillt wird, wie die Verdauung und das Schlafverhalten sind. 

Wichtig ist ihr auch, zu erfragen, welche bevorzugte Position das Baby einnimmt, welche Auffälligkeiten und wie die motorische Entwicklung ist. Basierend auf diesen Informationen folgt eine manuelle Untersuchung des ganzen Körpers, unter Berücksichtigung des parietalen (Bewegungsapparat), viszeralen (die Organe betreffend) und craniosacralen Systems, um Auffälligkeiten in der Folge in Relation setzen zu können und somit Zusammenhänge darzustellen, die letztendlich zur Ursache der vorhandenen Problematik führen und gleichzeitig den Grundstein für eine darauffolgende, indikationsbasierte Behandlung bilden. 

Im Fall des kleinen Leos erfährt die Osteopathin, dass seine bevorzugte Lage im Mutterleib auf der rechten Seite, mit dem Kopf im kleinen Becken war. Des Weiteren verlief die Geburt natürlich, ohne wesentliche Komplikationen. Er wird voll gestillt – bevorzugt jedoch beim Trinken eher die linke Seite. Von den Füßen ausgehend untersucht die Therapeutin den Säugling: Mit sanften manuellen Techniken gleiten ihre Hände weiter über das Becken, die Bauchorgane, Brustkorb, obere Extremitäten, bis zur Halswirbelsäule und schließlich dem Schädel. 

Das Wohl des Kindes steht während der Behandlung im Vordergrund 
Die Therapie fordert ein hohes Maß an Geduld und Einfühlungsvermögen: Wenn Leo zu weinen beginnt, darf er zwischendurch von seiner Mutter beruhigt und in den Arm genommen werden. Auch eine kleine Stillpause wird während der Behandlung eingelegt. Carina Ossbergers Hände erfühlen und lösen Verspannungen im Bauchbereich. Außerdem fällt ihr auf, dass der erste Halswirbel sich in eine Richtung schlechter als in die andere bewegt und am Kopf, im Bereich des Hinterhauptbeins, rechtsseitig eine erhöhte Spannung (eventuell durch Geburtsmanöver) aufweist. 

Ossberger: „Diese erhöhte Kompression zwischen oberer Halswirbelsäule und Schädel hat Einfluss auf einige wichtige Gefäße (wie z. B. das Foramen jugulare) und somit Auswirkungen auf davon innervierte Gebiete, wie beispielsweise das Verdauungssystem. Aufgrund der Mobilitätseinschränkung in ebendiesem Bereich ist die Kopfdrehung nach links eingeschränkt.“ Durch sanfte Griffe stellt die Therapeutin die eingeschränkte Mobilität wieder her. Die craniosacrale Methode hat ihre Wurzeln in der Osteopathie, sie ist quasi die „kleine Schwester“ und ebenfalls nicht auf therapeutisches Eingreifen bei Krankheiten fokussiert, sondern auf die Wahrnehmung und Aktivierung der Lebensenergien und selbstregulierenden Kräfte des Körpers. Kurzum: Sie gilt als nichtmanipulative Methode. 

Häufig reicht bei Babys schon eine Craniosacrale Therapie aus 
Der Fokus liegt dabei hauptsächlich auf Schädel (Cranium) und Kreuzbein (Sacrum). Die Theorie dahinter: Der Liquor (Hirnwasser), der das Gehirn umspült, zwischen den beiden Polen rhythmisch pulsiert. Diese Bewegungen sind im ganzen Körper spürbar. Bestehen Störungen, wie etwa Fehlhaltungen, kommt es auch zu einer Störung des craniosacralen Rhythmus, die der Cranio-Praktiker mit seinen Händen ertasten kann. Ziel ist daher, den normalen Rhythmus wieder herzustellen und den Körper so wieder in sein Gleichgewicht zu bringen. 

Cranio kann als Einstieg in die Behandlung sein, oftmals reicht diese Methode bei Babys aus, die zu früh oder durch Kaiserschnitt zur Welt kamen, sich meist unwohl fühlen, zahnen oder unter Schlafproblemen leiden. Sie löst Verspannungen, Einschränkungen und Dysfunktionen, fördert eine bessere Durchblutung und macht so das Körpersystem frei beweglich. Osteopathie ist immer dann die Therapie der Wahl, wenn zusätzlich Organe betroffen sind. Ideal osteopathisch behandelt werden können z. B. Dreimonatskoliken, Schiefhals, Asymmetrien und Geburtsverletzungen jeglicher Art. 

Wichtig sei zu erwähnen: Cranio und Osteopathie ersetzen nicht den Besuch beim Arzt und eignen sich auch nicht zur notfallmäßigen Behandlung lebensbedrohlicher Erkrankungen. Außerdem setzten beide Methoden viel Geduld voraus: Beschwerden lösen sich meist nicht über Nacht. Der Therapeut erspürt mit seinen Händen Stellen, die verhärtet, verkrampft, verschoben, vernarbt oder verletzt sind. Er gibt damit dem Körper eine Anregung zur Selbstheilung, indem er ihn durch gezielte Berührungen dazu bringt, Fehlhaltungen aufzugeben und in eine neue, gesündere Haltung einzunehmen – und dies benötigt meist einige Sitzungen.

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